| | Palermo komische Oper von Friedrich Karl Waechter
in fünf Akten
und einem Vorspiel
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Palermo
Personen Mama, eine riesige Frau Baß Federico, ihr fetter Sohn Tenor Giui, Federicos Diener Bariton Margarita, Prinzipalin der Unterwelt Mezzosopran Lui, Dichter und Schauspieler Bariton/Baß buffo Giuseppa, erste blutjunge Sängerin Koloratursopran Carmela, zweite blutjunge Sängerin Soubrette geplante Orchesterbesetzung: 2, 2 (2. auch E.H.), 2 (2. auch B.-Kl.), 2 (2. auch K.-Fg.), 4, 2, 2, 1, Hrfe, Pke, 3 Schlgw., Streicher. denkbar ist auch ein Kammerorchester von ca. 16 Musikern. Synopsis Vorspiel In einer Villa auf dem Berg, dem Wohnviertel der Reichen, kommt Federico zur Welt. Von seiner Mama regelrecht gemästet, wächst er zusehend zu respektabler Größe heran. Mamas Wunsch, Federico möge zum Herrlichsten und Größten von Palermo heranwachsen, wird unversehens zu ihrem letzten Willen, denn ein jäher Tod rafft sie hinweg. Der Diener Giui tritt nun an die Stelle der Mama. Zu prüfen, ob die Mast zum gewünschten Ergebnis führt, wird das Zitronenspiel gespielt: ein Tablett wird auf beider Köpfe plaziert und darauf eine Zitrone gelegt. Auf wessen Seite sie hinunterfällt, der hat verloren. Federico kann es nicht abwarten endlich der Größte von Palermo zu sein und droht seinem Diener ihn in den Ätna zu stoßen, falls er noch einmal verlöre im Zitronenspiel. Erster Akt In der Unterwelt, einem kleinen Schmierentheater in Hafennähe, herrscht Krisenstimmung. Das Publikum bleibt aus seit der Tenor Giacomo die Bühne in Richtung Mailand verlassen hat. Die junge Aktrice Carmela möchte am liebsten unter die nächstbeste Haube, während der Moliere der Truppe, Lui, dazu rät, die Einheit von Kunst und Leben durch einen Banküberfall zu exemplifizieren. Margarita, die Besitzerin des Theaters, möchte lieber den Unterhaltungswert der theatralischen Darbietungen durch eine Stärkung der erotischen Komponente gefördert wissen. Giuseppa, die andere junge Darstellerin, macht sich anheischig diesem Vorschlag in einem Chanson (Sonja Müller) Nachdruck zu verleihen, was aber als nicht wirklich erfolgversprechend bewertet wird. So bleibt nichts anderes übrig, als sich auf die schwierige Suche nach einem würdigen Nachfolger für den entlaufenen Giacomo zu begeben. Dabei fällt das Los auf Lui. Zweiter Akt Lui belauscht den lautstarken Streit Federicos mit seinem Diener Giui, dem er droht ihn in den Ätna werfen zu lassen. In einem günstigen Moment tritt Lui aus seinem Versteck hervor und verspricht Giui ihn vor dem sicheren Tod zu retten. Lui schlüpft nun in die Livree von Giui und fordert Federico zum Zitronenspiel-Duell. Und siehe da: Federico gewinnt. Damit aber nicht genug. Lui verkleidet sich in den vornehmen Baron von Pozzi und läßt Federico abermals gewinnen. Federico ist überglücklich und als ihm der Besuch des Kardinals gemeldet wird, fordert er auch diesen, der natürlich wieder kein anderer als Lui ist, zum Zitronen-Duell und gewinnt. Der Kardinal dämpft aber die gute Laune Federicos durch den Hinweis, daß sich das höchste Glück des Menschen erst in der Liebe erfülle. Höchst erstaunt solches aus so frommen Mund zu hören, dadurch aber auch ermutigt, ist Federico geradezu begierig sich in ein Liebesabenteuer zu stürzen, das ihm Lui schmackhaft macht. Dritter Akt Seit Lui auch noch fort ist und kein Lebenszeichen gibt, ist es mit der Unterwelt aus und vorbei. In der höchsten Not verlegen sich die drei Frauen aufs Beten. Und Wunder: Gott erhört ihr Flehen und schickt als seinen würdigen Vertreter Lui im Gewand des Kardinals, der vom Erfolg seiner Mission berichtet und Margarita schonend auf ihr bevorstehendes Rendevous mit Federico vorbereitet. In einem Finalquartett wird derverhießenen Früchte des theatralischen Kunstgewerbes gedacht. Vierter Akt Es ist Nacht in Palermo. Genauso wie Lui seine Chefin, so führt auch Giui, wie verabredet, Federico geradenwegs aufeinander zu, um ihre wunderbaren Stimmen zum Duett zu vereinen. Das Geturtel der beiden zur Liebe Bestimmten reizt Giui und Lui derart zum Lachen, daß Federico die beiden fortjagt und sich so leichtsinnigerweise des Schutzes vor den Gefahren des nächtlichen Palermos beraubt. Er soll es auch gleich bereuen, denn, vermummt und verkleidet als die berüchtigten Bronco-Brüder, überfallen Lui und Giui die beiden Liebenden, berauben Federico seiner Barschaft und entführen Margarita. Gleich darauf verwandeln die beiden sich aber wieder zurück in die braven Diener und händigen Federico die beiden geraubten Gegenstände, Börse und Geliebte, aus, nicht aber, ohne Margarita zuvor in das weitere procedere eingeweiht zu haben. Federico belohnt die vermeintliche Treue seiner Diener reichlich, wird aber unversehens von einem weiteren Schicksalsschlag getroffen. Margarita fühlt ihre Lebensgeister schwinden und schon erscheint ihr der Tod, um sie ins Reich der Unterwelt zu entführen. Derart aufs Mythologische gestoßen, beschließt Federico eine Reise ins Totenreich anzutreten, um seine Geliebte sich und dem Leben wiederzugewinnen. Fünfter Akt Giuseppa und Carmela, so lange im Ungewissen und in der Unterwelt alleine gelassen, ertränken ihre Desperation im Alkohol und fassen derart gestärkt- den festen Entschluß sich den ersten Männern in die Arme zu werfen, die ihnen begegnen. Kaum ausgesprochen, kommt schon Lui, noch als Knochenmann verkleidet, mit Margarita in die unterweltlichen Gefilde. Angesichts dieses Kostüms überläßt Carmela diesen Mann gerne Giuseppa und übt sich weiter in Geduld. Diese wird aber nicht lange auf die Probe gestellt, denn schon erscheint auch Giui, der die Ankunft Federicos ankündigt und ihn als Fährmann über den Styx ins Reich der seligen Geister führen will. Daß Giui und Carmela auf den ersten Blick der Liebe verfallen, versteht sich von selbst. Endlich naht auch Federico mit orpheisch wohlklingendem Klagegesang. Alle sind äußerst ergriffen und feiern nicht nur den Triumph der Liebe über den Tod, sondern auch die bevorstehende Aussicht auf Rettung der Unterwelt. Inspiriert vom Sieg der List und Verstellung über die braven Bürgertugenden, beschließt Lui eine Oper zu schreiben, in der diese Geschichte erzählt werden soll. Ein ordentliches Final-Sextett über das Lob des Theaters beendet schließlich das Werk. |