Limbo (1993)

nach einem Text
von Botho Strauss
für Kammerchor a cappella
zu 8 Stimmen

(Aufführungsdauer
ca. 22 min.)
Der Text:

Manchmal, in Minuten der Überlänge, scheint das große Huschhusch,
unser tägliches Leben, am Saum des Feuers zu tanzen. Dann sieht man
nicht eine Tür, sondern es stehen derer sieben halb offen. Das könnte
das wahre Ende bedeuten: die Ausgänge hoffnungslos in der Überzahl!
Nicht ein freier Ausgang, sondern eine Serie von gleichen freien Aus-
gängen, die uns keine Chance lassen, den einzig richtigen Weg einzu-
schlagen. Angesichts der erbrochenen Geheimnisse - angesichts einer
Arena von halb offenen, lockenden Türen ist Sitzenbleiben die beschlos-
senste Sache der Welt. Denn wenig später löst sich der Trug: es war
nur ein tückischer Scherz, den sich der Teufel mit unseren Sinnen er-
laubte. Hier ist nicht limbo, hier nicht die mildere Hölle, und der Teu-
fel steckt allein im hinkenden Vergleich.

Botho Strauss

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