Die Befreiung (1989)

szenisches Oratorium

nach einem Text
von Friedrich Danielis
Die Befreiung

für Soli, Chor, Kammerchor und großes Orchester
UA Ruhrfestspiele Recklinghausen im Mai 1989
Bochumer Sinfoniker, Ruhrkantorei Dortmund
unter der Leitung von Eberhard Kloke

Synopsis
Eine Soirée der königlichen Hofgesellschaft.
Während eine Sängerin eine fromme Arie vorträgt, bricht über die vornehme
Welt das gemeine Volk herein und hält Gericht über das Schicksal Luis XIV.
Der Text zeichnet den historischen Prozeß gegen Luis Capet nach, wie er 1792
in der französischen Nationalversammlung geführt worden ist.
Nach einer leidenschaftlich und erbittert geführten Diskussion endet der Prozeß
mit der Verurteilung Luis Capet’s zum Tod durch die Guillotine. Während das Volk
von Paris die Verurteilung des Königs als Sieg feiert, endet das Oratorium
mit einer stillen Reflexion über den Fortschritt der Geschichte.

Besetzung:
Der Regent
Der Advokat
Der Philosph
Der Renegat
Der Denunziant
Chor der Aristokraten
Chöre der Parteien
Chor des Volkes
Eine Sängerin (Sopran)
Instrumentalbesetzung: großes sinfonisches Orchester.
(Aufführungsdauer 35’)

Pressestimmen:

---- Denselben Ernst in der Statuierung einer ästhetischen Eigensprachlichkeit
merkt man Florey’s Oratorium an. Es wandelt sich von der Pastorale zum Tribunal,
wobei höfische Klänge immer wieder ironisch in Walzer umfunktioniert werden,
Fugati und Schlagzeugostinati zwischen linkem (republikanischen) und rechtem Chor
(der Feudalisten) Verbindungen und Unterbrechungen bewirken, die sich in Cluster
verdichten. Das ist kein Agitprop, sondern eine Meta-Kunst: die übereinanderliegenden
Stilschichten sind wie Zeitebenen, die sich zwischen die Revolution und uns
geschoben haben und Biertischparolen zugunsten einer Differenzierung auflösen.
Ein Unterfangen, das mit Hilfe von Mikroports zumindest halbwegs verständlich war
und in der Ruhr-Kantorei und der Werdener Kantorei sowie den Bochumer Sinfonikern
unter Eberhard Kloke glänzende Interpreten fand.
Wenn der Chor den einstimmigen Schuldspruch fällt (nun sind die Gegensätze von
Links und Rechts aufgehoben), verarbeitet Florey jenen lutherischen Choral, den Mozart den beiden Geharnischten in der Zauberflöte mit auf den Weg gibt: „Ach Gott, vom Himmel sieh darein.“
Man darf darin eine geheime Bittschaft an die Festspielleitung wahrnehmen: um Einsicht von oben, daß der Reformwille in Recklinghausen vorhanden ist.
---- Frankfurter Rundschau 20. Mai 1989 – Ulrich Schreiber.

---- Die zweite große Uraufführung des Abends war das szenische Oratorium
„Die Befreiung“ von dem Hauskomponisten Wolfgang Florey, das noch einmal die
dramatischen Vorgänge des Sturzes der Monarchie in Bilder faßte.
Wobei deren innere, sagen wir ideologischen Aspekte durch die Musik und die Chöre
stärker versinnlicht wurden als durch die gesungenen rudimentären Dialoge der
Schauspieler-Sänger. Eine komplexe, auch stilistisch vielschichtige Musik, die aufreißt,
provoziert, selten einfach schön, selten einfach illustrativ ist und die -wenn ich das
beurteilen kann- den Anspruch an die verstaubte Gattung Oper einlöst, das Volk betreffende
gesellschaftliche Vorgänge wieder in ihre verspießerten Hallen zu holen, wie das zu Ende
des 18. Jahrhunderts der Fall war. Unsere Zeit 20. Mai 1989 – Erasmus Schöfer  
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